Während der große Zeiger unaufhörlich der Schließzeit entgegenwandert, suchen die Augen der einsamen Dame an der Bar die schummrige Eckkneipe nach einer Begleitung für die Nacht ab. Doch tun sie das wirklich?

Empirisch gesehen erscheint die Situation zumindest eher unrealistisch. Man stelle sich stattdessen zunächst vor: Ein junger Mann wandert über den Campus und spricht eine attraktive Frau an mit der Frage „Würdest Du heute abend mit mir ausgehen?“. Ungefähr die Hälfte der Frauen lässt sich darauf ein (keine schlechte Quote…), doch sobald es zu der Frage „Würdest Du heute abend mit mir ins Bett gehen?“ kommt, bricht diese Sympathie-Bekundung ab. Zumindest in dem klassischen Experiment von Clark und Hatfield (1989) war keine einzige Frau dazu bereit, konträr dazu jedoch 75% der Männer (wenn eine junge Frau ihnen eben diese Frage stellte).

Warum dieser Unterschied – Sex ist doch für alle Beteiligten begehrenswert? Conley (2011) fand heraus, dass das vor allem daran liegt, dass Männer weniger sexuell kompetent wirken als Frauen (sie bieten also keine sichere sexuelle Zufriedenheit). Ein weiterer Grund ist, dass Männer darüber hinaus gefährlicher wirken. Bei einem Angebot von einer attraktiven Berühmtheit würden Frauen allerdings genauso oft zuschlagen wie Männer. Und die Pointe dabei: Wenn Männer ein anzügliches Angebot von einer unbekannten Frau (unbekannten Aussehens) erhalten, dann sagen sie genauso wahrscheinlich zu wie zu einem Intermezzo mit Angelina Jolie. Frauen sind da vorsichtiger und würden zwar mit Brad Pitt eine Nacht verbringen, jedoch genauso ungern mit einer unbekannten Person das Bett teilen wie mit Donald Trump (und das will schon was heißen). Was lernen wir daraus? Ein gutaussehender Mann mit überzeugenden sexuellen Qualitäten hat bei Frauen sehr gute Chancen auf ein unverfängliches Abenteuer.

Aber kommen wir noch einmal zur Ausgangssituation zurück: Der einsamen Dame an der Theke. Mickey Gilley sang bereits 1975 von der Beobachtung Don’t the girls all get prettier at closing time, was Pennebaker und Kollegen vier Jahre später in einer Studie tatsächlich bestätigen konnten. Je später der Abend und je näher der Thekenschluss, desto attraktiver wirken die Damen auf die Herren. Doch Vorsicht bei der Unterstellung sexuellen Interesses: Männer überschätzen dieses bei Frauen, genauso wie einer neuen Studie von Kunstman und Maner (2011) zufolge übrigens Vorgesetzte bei Ihren Mitarbeitern (und dies gilt für Männer und Frauen gleichermaßen).

Kaum hat man es dann mit jemandem an einen mehr oder weniger heimeligen Ort geschafft, kommt gleich die nächste Herausforderung. Die naive Autorin dieses Artikels sah Kondomgebrauch zwar als Selbstverständlichkeit an, doch die Hank Moodys und Julian Assanges dieser Welt lehren uns eines besseren. In einer Studie von Tybur und Kollegen (in press) konnte die Intention Kondome zu nutzen mithilfe eines (unappetitlichen) Tricks allerdings erhöht werden: Bei Fäkalgeruch stieg die Intention, Kondome zu benutzen. Ungewiss bleibt allerdings wie sich das auf die Lust auf das Miteinander auswirkt.

Doch was bedeutet das für den Praktiker? Der unangenehme Schluss liegt nahe, bei einem Bestehen des One-Night-Stand-Partners auf diese Form der Verhütung an den eigenen Duftstoffen zu zweifeln. Wenig praktikabel erscheint es, mithilfe dieses Wissens die Bereitschaft des/r Auserwählten für das Kondom zu erhöhen. Aber belassen wir es lieber dabei, dass der Gestank daran erinnert, dass neben all dem Gute-Laune-Blümchenduft auch Schadstoffe herumschwirren können und deshalb ein Kondom immer angebracht ist (wir nur manchmal zu verblendet sind, um uns dessen bewusst zu sein).

Das Fazit für heute: Die Dame aus unserem Anfangsbeispiel wird wohl eher nicht eine Begleitung für die Nacht suchen. Und wenn doch, dann bleibt sie zumindest nicht lang allein an der Bar sitzen. Oder, um es mit den Worten des Wissenschaftlers Russ Clark zu sagen: „A woman, good looking or not, doesn’t have to worry about timing in searching for a man. Arrive at any time. All she has to do is point an inviting finger at any man, whisper ‘Come on ’a my place,’ and she’s made a conquest.”.


Vielen Dank an Henning, der mich auf die Studie von Tybur und Kollegen aufmerksam machte und um praktische Implikationen bat.